Warum du gerade jetzt so wütend bist – und wie du deine Wut für dich nutzt

Warum bin ich bloss jetzt so wütend?

Stell dir folgende Szenen vor:

Du wolltest eigentlich nur in Ruhe das Abendessen vorbereiten – und dann platzt dir der Kragen, weil du die Milch verschüttest oder dir das Steak anbrennt.

Du wolltest einen gemütlichen Abend mit deinem Mann, stattdessen artet es in Streit aus, weil dich die Unordnung im Schlafzimmer nervt. (Eigentlich waren es nur ein Paar Socken auf dem Boden. Aber trotzdem!)

Du wolltest einen Ausflug planen und hörst dich sagen: "Wieso muss ICH hier eigentlich an alles denken?!"

Kommt dir bekannt vor?

Dann willkommen in der Perimenopause. Wut, Reizbarkeit, innere Anspannung – das sind keine Charakterschwächen. Das ist hormonelle Veränderung PLUS jahrelanges Runterschlucken. (Es ist ja selten nur ein Grund allein, richtig?)

In diesem Artikel möchte ich hinschauen:

  1. Warum du gerade jetzt so dünnhäutig bist

  2. Was passiert, wenn du deine Wut ignorierst

  3. und wie du sie für dich nutzen kannst, statt dich dafür zu schämen

  4. Was dir nun gut tut

Also legen wir los!

Welche Rolle jetzt deine Hormone spielen

1. Warum bist du gerade jetzt so dünnhäutig?

Wut ist der Ausdruck deiner Seele, wenn etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Sie zeigt dir: “Hej, hier solltest du genauer hinschauen!” Die Hormonachterbahn der Perimenopause (v. a. sinkendes Progesteron + unregelmäßiges Östrogen) macht uns reizbarer, ungeduldiger, verletzlicher. Weshalb?

  • Uns fehlt das Chill-Hormon Progesteron zum Ausgleich

  • Der präfrontale Kortex (unsere "Chefetage" für Emotionskontrolle) ist hormonabhängig und wird stark beeinflusst.

  • Gleichzeitig werden tiefe Bedürfnisse sichtbarer: nach Ruhe, Anerkennung, Raum.

    Die Folge? Emotionen, die du früher "im Griff" hattest, lassen sich plötzlich nicht mehr so einfach wegdrücken oder ignorieren. Es darf keine Ausrede sein sich absichtlich wie ein Bist zu benehmen, aber es hilft zu verstehen, was abgeht und soll die Scham nehmen. Du bist nicht kaputt, sondern dein Körper stellt sich gerade um!

2. Was passiert, wenn du deine Wut ignorierst?

  • Sie staut sich – und sucht sich irgendwann und irgendwo ein Ventil

Die Wut ist nicht einfach weg. Wie ein Ball, den du unter Wasser drückst, entgleitet er dir, wenn deine Kraft das zu unterdrücken oder ignorieren nachlässt. Vielleicht knallt es plötzlich im Gespräch mit dem Partner oder dein Umgang mit deinen Freuden oder Kollegen wird zynisch, passiv-aggressiv oder du ziehst dich gar ganz emotional zurück, weil du nicht mehr klarkommst.

  • Sie richtet sich gegen dich selbst

Unverarbeitete Wut kann sich in Selbstzweifeln, Rückzug oder körperlichen Symptomen zeigen: Migräne, Verspannungen, Schlafstörungen, sogar Verdauungsprobleme. Wenn es lange andauert, kann es auch zu depressiven Verstimmungen kommen.

  • Sie lässt dich Dinge sagen, die du hinterher bereust

Denn wer seine Wut nie ehrlich und angemessen ausdrückt, verliert irgendwann die Kontrolle – und sagt beim nächsten Streit genau das, was man später bereut. Das schadet deinen Beziehungen.

Gut, kannst du etwas tun und bist dem nicht hilflos ausgeliefert!

Sorge für dich selbst

3. Wie du sie für dich nutzt

Wut zeigt dir, wo deine Grenze ist und was du brauchst – nicht nur, was dir fehlt.

Wut kann ein guter Kompass für deine inneres Befinden sein.

Jetzt reicht’s mir! – bedeutet

  • hier ist eine Grenze, die lange ignoriert wurde

  • Die innere Wut möchte dich schützen und sagen: “Da stimmt was nicht. Unternimm was!”

Fragen, die du dir in solchen Momenten stellen kannst:

  • Was genau triggert meine Wut?

  • Welche Bedürfnisse sind unerfüllt?

  • Was versuche ich (vergeblich) zu kontrollieren?

  • Wo habe ich Dinge / Verhaltensweisen anderer zulange akzeptiert und abgewartet, anstatt zu reagieren?

  • Wo wünsche ich mir eine Veränderung?

4. Was dir nun gut tut

  • Anerkennen statt unterdrücken

    Dir einzugestehen oder auch zu sagen: „Ich bin gerade wütend“ ist keine Katastrophe. Es ist ein wichtiger Anfang. Nämlich, dass du dich und deine Gefühle ernst nimmst und auch als Unterstützer ansiehst. Daher fang in einem ersten Schritt an, sie zu beobachten.

    • In welchen Momenten werde ich wütend? Was ist gerade geschehen?

    • Wo bin ich traurig und weil ich mich hilflos fühle, schlägt die Trauer in Wut um?

    • Richte ich meine Wut an die richtige Adresse? (Nach aussen, statt nach innen?)

  • Wut kanalisieren und konstruktiv nutzen

    • Bewegung: geh spazieren, mach Sport, schwing dich aufs Rad,…Bewegung baut das Stresshormon Cortisol ab.

    • Melde dich bei einer guten Freundin und sage: ”Ich muss mich mal aussprechen, ich bin grad voll wütend und gestresst! Hast du Zeit zum Zuhören?” Dann fühlst du dich weniger allein.

    • SIngen: Suche dir eine Song, den du laut singen kannst. Singen baut Stress ab.

    • Schreiben: Schreibe einen Wutbrief oder all deine Emotionen auf ein Blatt Papier oder in ein Tagebuch. Das hilft sichtbar zu machen, was gerade in dir abläuft.

    • Bonustipp: Unterwegs laut im Auto schreien, wo dich keiner hört (hab ich auch schon gemacht ;) )

  • Sprich klar die Dinge an, die schief laufen. Nutze dafür “Ich-Botschaften”

    Denkt daran: Dein Umfeld kennt dich vielleiht, aber die Kunst des Gedankenlesens haben sie höchstwahrscheinlich nicht. Daher tust du dir und allen anderen einen Gefallen, wenn du sagst, was los ist. Dann können sie dich auch unterstützten.

    Beispiel:

    Wniger: „Immer muss ich hier alles machen!“
    Bessern: „Ich bin gerade überfordert und brauche Unterstützung.“

    (Wenn du eine Anleitung haben möchtest, wie du Gespräche auf gute Art und Weise führst, dann nutze mein Worksheet “Gelingende Gespräche” dafür.)

Wenn du lernst deine Wut zu verstehen, entsteht innere Stärke daraus.

Wenn du die Wut und damit dich ernst nimmst, kann sie dich zurück zu dir bringen und dem, was DU brauchst. Das wiederum hat dann positive Auswirkungen auf dein Umfeld (privat und beruflich), weil du dann klarer sagst, was du willst und was nicht.

Das möchtest du?

Du kannst mein Worksheet: “Zurück zu dir” nutzen oder du meldest dich direkt bei mir und ich begleite dich sehr gerne dabei, dich für dich stark zu machen und herauszufinden, wie du deine Wut für dich nutzt.

Welche Erfahrungen hast du mit deiner Wut gemacht?
Ich freue mich von dir zu hören :)

Sabine

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