Für dich – nicht gegen dich: Schritte der Versöhnung mit deinem Körper in den Wechseljahren
Vielleicht kennst du das auch:
Dein Körper fühlt sich an wie ein ehemaliges Zuhause — vertraut und doch verändert.
Bauch, Haut, Schlaf, Stimmung – alles anders. Du bist verwirrt und vielleicht verunsichert, dass dein Körper plötzlich anders “tickt”. Ich jedenfalls kenne das - sehr! Ich kannte meinen Körper sehr genau, wusste, wenn etwas nicht stimmt und das auch so den jeweiligen Fachleuten beschreiben. Bei Start der Perimenopause? Oh Mann! Und auch heute bin ich noch dabei, wieder zu erobern, was jetzt neu ist.
Hier teile ich, was ich bisher gelernt habe:
1. Warum sich mein Körper gerade verändert – und weshalb das nicht zwingend schlecht ist
Umbau: Die hormonellen Schwankungen in der Perimenopause sind als erstes ein Zeichen, dass sich mein Körper umbaut. Ich stelle mir gern vor, dass es wie bei einem Schmetterling ist. Die Raupe verpuppt sich und dann baut sich innendrin so ziemlich alles neu um - aber eben nicht alles, ein Teil der inneren Struktur bleibt erhalten - damit später ein schöner Schmetterling schlüpfen kann. Der Prozess ist ziemlich einschneidend. Doch entstehen tut was Wunderschönes!
Stoffwechsel & Co: Fettverteilung, Energielevel, Libido – alles verschiebt und verändert sich. Der Stoffwechsel verlangsamt sich. Frustessen: Bisher besser ausgleichbar, jetzt besser sichtbar (am Bauch) ;) Nervig, ja. Denn ich bin ein Gewohnheitstier und hätte am liebsten, dass alles bleibt, wie es ist (du bist da anders, oder? ,))
Kein Versagen, sondern Anpassung: Wenn mein Körper jetzt anders reagiert, heißt das nicht, er funktioniert schlecht. Er funktioniert anders und ich darf neu lernen zu verstehen, was das bedeutet. Wie einen neue Sprache lernen. Kann spannend sein, aber auch herausfordernd. Der Mindset dazu ist entscheidend.
2. Was passiert, wenn ich gegen mich kämpfe
Energieverlust: Wenn ich mich selbst bekämpfe, zapft das enorm Kraft ab – körperlich und emotional.
Innere Blockade: Wegen der Verunsicherung und Unzufriedenheit mit meinem Körper tendiere ich dazu zu vergleichen. Natürlich tendenziell mit jüngeren und fitteren Frauen – Das blockiert mich und meine eigene Kreativität und Lebensfreude kommt nicht mehr durch. Auch doof, oder?
Spannungen bei Beziehungen: Wenn ich mich nicht mehr spüre, und auch unwohl fühle, dann wirkt sich das automatisch gegen aussen aus. Auch in der Beziehung zu meinem Mann. Intimität und Nähe leben wird schwierig, wenn ich mich selbst ablehne.
Treten auf der Stelle: Der innerer Kampf verhindert, dass ich auch sehe, welche Chancen in dieser Lebensphase liegen. Denn es steckt auch viel Gutes darin (in einem der nächsten Blogartikel dann mal mehr.)
3. Warum „FÜR mich sein“ kein Selbstverliebtsein, sondern Selbstfürsorge ist
Akzeptanz bedeutet nicht Resignation: Anzuerkennen, was jetzt ist, heißt nicht, dass ich aufgebe. “Es ist jetzt halt so!” Es bedeutet auch nicht, dass ich mich mit den Symptomen abfinden oder diese “aussitzen” muss - überhaupt nicht! Doch der Blickwinkel ändert sich von “Du willst mir Böses.” zu “Ich lerne, was du jetzt brauchst.” Ein massiver Unterschied.
Verbindung statt Konflikt: Meinen Körper als Partnerin anzusehen hilft mir besser und wohlwollender hinzuhören – so finde ich besser heraus, was mein Körper, aber auch was meine Seele braucht und kann darauf reagieren.
Leben statt Optimieren: Versöhnung heißt nicht, dass ich ignoriere, was ist, sondern dass ich anerkenne, dass sich etwas geändert hat, ich trotzdem Lebensqualität haben kann und mich dementsprechend verhalte. Auch mal 5 grade sein lassen, denn die Perfektion, die uns Social Media vormacht gibt es nicht. Jede von uns ist so individuell in Körper und Charakter! Was ich kann, ist, mein Leben JETZT aktiv gestalten.
4. Konkrete Schritte: Das hilft mir dabei
1. Benennen, was gerade ist
Ich benenne die körperliche Veränderungen, die ich bei mir feststelle. Ich versuche dies nicht zu werten (gut/schlecht), sondern einfach im ersten Schritt: “Das erlebe ich so.”
Aufschreiben hilft ebenfalls, denn dann kann ich nachverfolgen, ob das auch mit meinem Zyklus oder aktuellen Lebenssituation zusammenhängt oder ob da Symptome sind, die über das hinaus gehen.
Diese Beobachtung schafft Klarheit und ich kann dann auch genauer mit meiner Ärztin über die Symptome und Feststellungen - manchmal vielleicht auch Befürchtungen - reden. Das entlastet.
Tipp: Suche dir - falls du dich nicht ernst genommen fühlst, eine Ärztin oder einen Arzt, der sich auch mit Hormonen auskennt. Das macht das Gespräch einfacher und du bekommst nicht den Eindruck dich “erklären” oder “verteidigen” zu müssen.
2. Meinem Körper zuhören
Ich notiere Symptome als Hinweise, statt sie wegzuerklären. (Ist ja schliesslich nur Stress, oder? Nicht!)
Wen ich davon ausgehe, dass es mein Körper grundsätzlich gut mit mir meint, dass kann ich die Symptome auch als hilfreiche Hinweise verstehen lernen.
3. Mich informieren
Ich halte mich via Fachliteratur und Podcasts auf dem Laufenden bezüglich Forschung und Wissenschaft und über die ärztlichen Befunde bezüglich Perimenopause. Das hilft mir zu verstehen, was in meinem Körper geschieht und verringert das Gefühl dem ausgeliefert zu sein.
4. Sagen, was ich brauche und Unterstützung holen
Ich suche konkret nach Unterstützung – ich muss mich nicht schämen und auch meine Bedürfnisse nicht klein machen. Lieber früher Unterstützung holen, statt “Ich muss da halt durch!” Das muss nicht sein, auch wenn viele Ärzte das (leider!) immer noch sagen. Hier darf ich wieder neu lernen zu mir zu stehen und mich für mich einzusetzen.
Ebenso gilt dies auch für deine Beziehungen und besonders für die Partnerschaft.
5. Bewegung: Weil es gut tut und nicht weil ich muss!
Körperliche Bewegung hilft mir, dass ich langsam das Vertrauen zu meinem Körper wieder aufbaue. Das muss nicht Extremsport oder auch eine Diät nach der anderen sein. Sondern ein andauerndes “Ich sorge für meinen Körper”. Ich habe mich für Kraftsport und Joggen entschieden, liebäugle aber auch mit Fit Boxen ;). Credo: Es darf auch Spass machen!
6. Ernährung nicht als Zwang ansehen
Ja, ich weis, Ernährung ist so eine Sache. Da gibt es unzählige Experten, die einem sagen, was man tun oder lassen sollte. Ganz ehrlich? Mich nervt das manchmal sehr. Auch weil sich dann ein Gefühl der Überforderung einstellt, da ich nicht alles umsetzten kann. Trotzdem kann ich kleine Schritte machen: Wenig Zucker, wenig Koffein, viel Ballaststoffe und mehr frische Sachen statt fixfertig.
7. Auf meine Schlafqualität achten
Ich weiss unterdessen, dass es besser für mich ist, wenn ich abends ca. eine Stunde vor dem zu Bett gehen auf Fernsehen und scrollen auf Social Media verzichte. Das entlastet mein Nervensystem und mein Körper kann sich auf den Schlaf vorbereiten. Ich habe auch meine “Abschminkroutine” so angepasst, dass ich mich abends noch bewusst eincreme, den Tag Revue passieren lasse und dann loslasse. Das hilft ungemein beim Einschlafen.
7. Meine innere Stimme trainieren
Auch meine innere Stimme ist entscheidend, wie es mir geht. Wenn ich mich im Spiegel betrachte und ausschliesslich den Zustand derjenigen Körperregionen kritisiere, die noch nicht so sind, wie ich es gern hätte, dann geht meine Stimmung rasant auf Tauchgang.
Auch hier liebevoll mit mir umzugehen lernen, hilft. Zu schätzen, durch welche Situationen mein Körper mich bereits getragen hat (Burnout, Kreuzbandriss, Blinddarmentzündung, usw.) und er ist immer noch da und trägt mich. Auch wie er immer wieder kleinere Schnittwunden oder Verbrennungen selbst heilt, fasziniert mich immer wieder. Grund genug zur Dankbarkeit, oder?
Wie geht es dir in dieser Phase? Was war für dich hilfreich?
Ich freu mich auf eine Rückmeldung von dir! ;)
Grüsse aus der Lebensmitte,
Sabine